
100 Jahre Sitz in Augsburg – Mennoniten-Gemeinde Augsburg

Im Jahr 1912 formierten sich die weiter donauaufwärts lebenden Mennonit:innen zusammen mit Zugewanderten aus Baden zu einer eigenen Gemeinde mit Sitz in Donauwörth. Ausschlaggebend war die große Entfernung zum bisherigen Mittelpunkt im Raum Ingolstadt, die eine Teilnahme am Gemeindeleben nicht einfach machte, schon gar nicht in einer Zeit, in der Pferdefuhrwerke noch zum Alltag gehörten.
Für die Gemeinde stellte die Flüchtlingsarbeit im Lager Lechfeld, das südlich von Augsburg und nördlich von Klosterlechfeld lag, eine besondere Herausforderung dar. Zwischen 1921 und 1926 waren dort zahlreiche mennonitische Geflüchtete aus der Ukraine und Russland untergebracht. Die Gemeinde war in deren Betreuung intensiv eingebunden, wenngleich sie keine leitende Verantwortung trug. Diese lag vielmehr bei der Mennonitischen Flüchtlingsfürsorge (MFF), dann in Deutsche Mennonitische Hilfe (DMH) umbenannt, sowie beim Mennonitischen Hilfswerk Christenpflicht (MHC). Gleichwohl übernahmen einzelne Mitglieder der Gemeinde Leitungsaufgaben innerhalb dieser Strukturen.
1926 erfolgte die Verlegung des Gemeindesitzes nach Augsburg – ein Schritt, der vor allem geographischen und verkehrstechnischen Überlegungen folgte. Augsburg erwies sich als geeigneter Knotenpunkt für die weit verzweigte Diasporagemeinde, deren Mitglieder sich westlich bis Buchloe und südlich bis tief ins bayerische Oberland erstreckten.
In den ersten dreißig Jahren mit Sitz in Augsburg war nur noch wenig Täuferisches vorhanden, bisweilen sogar gar nichts. Die Gründe dafür – sie sollen keine Rechtfertigung sein, gehören jedoch zur Geschichte – lagen in äußeren Umständen und innerer Ermüdung. Nicht alle waren in der Lage, zu fliehen, um ihren Glauben frei leben zu können, wie es viele Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts getan haben. Die Zurückgebliebenen arrangierten sich – und damit ging auch die Attraktivität verloren. Erst später fand man in kleinen Schritten wieder zu sich selbst. Doch das Ziel ist noch lange nicht erreicht. Letztlich steht jede Generation vor der Aufgabe eines Neuanfangs in der Nachfolge.
Alle, die jetzt neu zu uns finden und vielleicht mit der Zeit sogar Mitglieder der Gemeinde werden, tragen auf ihre Weise dazu bei, für Gerechtigkeit und Frieden einzustehen, das Feuer der Hoffnung in der Nachfolge Jesu weiterzugeben, die Gemeinschaft zu stärken und mitzugestalten.
Im Jahr 2026 begeht die Gemeinde nun ihr hundertjähriges Bestehen mit Augsburg als Zentrum. Die Feierlichkeiten zu diesem Jubiläum sollen nicht nur der Erinnerung dienen, sondern auch Raum bieten für Begegnung, Austausch und in die Zukunft blicken.

Wünschenswert ist auch die Beteiligung von Nachfahr:innen jener Familien, die die Gemeinde in ihren Anfängen – sei es aus praktischen, persönlichen oder beruflichen Gründen – verlassen haben. Sie tragen amische oder mennonitische Wurzeln in ihrer Familiengeschichte, stammen ursprünglich aus dem Elsass oder der Pfalz – Gegenden, in die ihre Vorfahren zumeist aus der Schweiz geflohen waren, ehe sie nach Bayern kamen. Möglicherweise existieren noch Erzählungen, Fotografien oder Dokumente, die einen wertvollen Beitrag zur kollektiven Erinnerung leisten können – doch auch ein einfaches Dabeisein, ein Mitfeiern in Gemeinschaft, ist herzlich willkommen und von besonderer Bedeutung.
Das genaue Programm der Jubiläumsveranstaltungen wird zu gegebener Zeit bekannt gegeben.
Ein engagiertes Team arbeitet mit Sorgfalt und Weitblick an der Konzeption und Ausgestaltung der Feierlichkeiten. Es gibt vieles zu bedenken, einiges zu hinterfragen und alles zu einem stimmigen Ganzen zu fügen – gleich einem Mosaik, das erst in seiner Vollendung seine volle Wirkung entfaltet. Wir freuen uns alle darauf, gemeinsam mit unseren Gäst:innen diesen besonderen Anlass zu verbringen – mit allem, was dazugehört: guten Gesprächen, festlicher Atmosphäre und Momenten, die in Erinnerung bleiben.
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500 Jahre Täuferbewegung in Augsburg
Ein weiteres bedeutendes Jubiläum, das wir im Jahr 2026 begehen werden, ist das 500-jährige Gedenken an die Täuferbewegung in Augsburg (1526–2026). Innerhalb nur eines Jahres entstand hier im Jahr 1526 die größte Täufergemeinde Süddeutschlands – ein bemerkenswerter Aufbruch, der jedoch wenige Jahre darauf durch Verfolgung und gewaltsame Zerschlagung ein jähes Ende fand. Doch gerade die daraus resultierende Zerstreuung trug mit zur Verbreitung der täuferischen Lehre bei. Von Augsburg aus gelangten ihre Ideen in viele Regionen, getragen von Menschen, die ihrer Überzeugung trotz Bedrohung und Unterdrückung treu blieben.
Im Sommer 1527 versammelten sich engagierte Personen unterschiedlicher täuferischer Strömungen aus nahezu allen Teilen des deutschsprachigen Raums in Augsburg zu einer Synode, die am 20. August unter dem Vorsitz von Hans Denck stattfand. Obwohl keine Protokolle überliefert sind und die Quellenlage insgesamt spärlich ist, deutet vieles darauf hin, dass es gelang, unterschiedliche Positionen – ausgehend vom am 24. Februar 1527 formulierten Schleitheimer Bekenntnis und darüber hinausgehenden Fragestellungen – in zentralen Glaubensfragen zu vereinen. Die einende Kraft ging dabei vermutlich maßgeblich von Dencks Persönlichkeit und seiner Lehre von der wahren Liebe aus, wie sie in seiner gleichnamigen Schrift deutlich wird, die zeitgleich in Augsburg erschien. Ein Ergebnis der Synode war die Aussendung von Sendboten nach Süddeutschland, in die Schweiz und in österreichische Gebiete. Da fast alle Teilnehmenden im Nachgang durch Verfolgung den Tod fanden, wird in der Täufergeschichtsschreibung von der Augsburger „Märtyrersynode” gesprochen.

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